Der Schneewittchenmoerder by J. T. Ellison

Der Schneewittchenmoerder by J. T. Ellison

Autor:J. T. Ellison [Ellison, J. T.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783899418576
Herausgeber: Mira Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2011-06-14T22:00:00+00:00


21. KAPITEL

Nashville, Tennessee

Donnerstag, 18. Dezember

21:30 Uhr

Nachdem Taylor den Papierkram erledigt hatte, nutzte sie die Waschräume im Revier, um zu duschen und sich umzuziehen. Weil sie wusste, dass sie es nicht weiter hinauszögern konnte, setzte sie sich in ihr Auto und fuhr die Church Street hinauf. Die über den Polizeifunk kommende Meldung über eine Schießerei in der Lischey Avenue ignorierte sie. Das war heute Nacht ausnahmsweise mal nicht ihr Problem. Die B-Schicht der Mordkommission konnte sich darum kümmern. Aber als sie in die Parklücke vor dem VIBE einbog, hatten sich trotzdem Gedanken an Mord in ihrem Kopf festgesetzt.

Viele Morde, inklusive der, die sie selber gerne begehen würde. Sie beobachtete, wie eine hochklassige Professionelle um die Ecke stolzierte, den Freier im Schlepptau. Zehn Dollar, dass er keine Ahnung hatte, dass ihn der Zuhälter des Mädchens nach dem Vergnügen um mehrere Hundert Dollar erleichtern würde. Sie überlegte, ob sie ihnen nachgehen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Heute Nacht wollte sie mal kein Cop sein. Sie war nur ein Mädchen, das kurz davorstand, zu heiraten, und diesen Anlass entsprechend mit ihren Freunden feierte.

Wie zum Teufel hatte sie sich nur dazu überreden lassen können?

Musik klang durch die geöffnete Tür. Sie erkannte eine ihrer beiden Lieblingsbands. Garbage. Shirley Manson wollte wissen: „Why do you love me?“, und Taylor lachte. Wie passend für einen Junggesellenabschied.

Sie überquerte den Parkplatz und betrat den Club. Die Musik dröhnte, die Lichter blitzten. Ein Geruch kitzelte ihre Nase. Süß mit einem Hauch Patschuli. Es roch wie ein sexgetränkter Kifferladen. Frauen in durchsichtigen Negligés, mit aufgeklebten Nippeln und G-Strings wanderten an ihr vorbei und musterten sie wohlwollend von Kopf bis Fuß. Auf der Bühne mit dem schwarzen Boden tanzten drei Stripperinnen – eine blonde, eine brünette und eine rothaarige. Sie wanden sich und umtanzten einander so, dass Taylor einen Augenblick stehen blieb und ihnen zusah. Die Choreografie dieses Tanzes war wirklich beeindruckend. Da sie nicht so gebannt davon war wie die Männer, die im Halbkreis vor der Bühne saßen, konnte Taylor hinter die Fassade der Nacktheit sehen und die Arbeit abschätzen, die die Mädchen in ihre Vorstellung steckten. Sie waren alle noch sehr jung und dachten vermutlich, dass sie diesen Job nur für eine begrenzte Zeit machen würden.

Taylor hatte es schon zu oft gesehen – die Mädchen, die in den Clubs arbeiteten, waren der Metro am liebsten. Sie waren in Sicherheit und wurden bis zu einem gewissen Grad beschützt, bis sie sich mit dem falschen Typen anlegten. Dann endeten sie wie die beiden Mädchen aus dem Massagesalon heute Vormittag oder wie Saraya Gonzalez, die kaltblütig umgebracht worden war.

Taylor konnte Sam nirgendwo entdecken, also setzte sie sich an einen Tisch im hinteren Teil des Ladens. Sie genoss die paar Minuten des Alleinseins, die ersten, die ihr dieser Tag gönnte. Bei der leicht bekleideten Bedienung bestellte sie ein Bier, schlug die Einladung zu einem speziellen Lapdance in einem der Separees dankend aus und lehnte sich zurück. Sie blendete ihre Umgebung aus und nahm kaum wahr, was vor ihr passierte.

In ihrem Hinterkopf spukte immer noch die Geschichte über Sexsklaven herum, die das spanische Mädchen ihr erzählt hatte.



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